geb. 1969 in heidelberg
1976 erste zeichnungen
1990 kunstschule rödel-mannheim
1991 freie akademie für bildende kunst freiburg im breisgau
seit 1992 staatliche hochschule für bildende kunst frankfurt/main (städelschule)
arbeiten: monochrome tierbilder, negativüberzeichnungen, klemmbilder, seifen, sandsteine, aquarelle, module, internetcomic

Andre Hornischer über einige seiner weiteren Arbeiten


"Die Suche nach dem Tiefseefisch..."

Georg Baselitz.




andre hornischer
Ein Künstler im Internet - Interview



Andre Hornischer, warum geht ein Künstler ins Internet?

andre hornischer: Das World wide web ist ein neues Medium, das mir neue Bereiche eröffnet und neue Möglichkeiten der Kommunikation an die Hand gibt.


Die Vorstellung, daß Millionen Menschen nun Ihre Arbeiten sehen, macht Ihnen keine Angst?

andre hornischer: Im Gegenteil! Je mehr, je vielseitiger, um so besser. Raus aus dem Atelier, raus aus den Galerien und Museen. Weg vom warmen Nest der Kunstrezeption ...


Aber ist die Malerei nicht eine auf Intimität ausgelegte Kunst, die verloren geht ...

andre hornischer: Bleibt die Malerei im Atelier beim Künstler, ist sie nicht evident. Malerei muß sich dem Betrachter stellen, denn das Bild entsteht erst im Zusammenspiel zwischen dem Autor und dem Rezipienten. Ohne Betrachter bleibt sie selbstreferentiell, nichts weiter als Therapie. Kunst braucht den Dialog. Ich halte nichts von Bildern mit Bestellcoupon im Internet. Deshalb geht mein Internetprojekt einen anderen Weg.


Lassen Sie uns über das Projekt reden: "Die Suche nach

andre hornischer: dem Tiefseefisch ..." .


Warum dieser Begriff?

andre hornischer: "Die Suche nach dem Tiefseefisch ... " ist ein Zitat von Georg Baselitz aus den 60 Jahren. Es beschreibt den Aufbruch zu den Wurzeln der Malerei am Ende der von Amerika geprägten Ära ( Popart etc.). Baselitz forderte einen eigenen Weg der deutschen Kunst, einen Neuanfang, anschließend an die Tradition der deutschen Expressionisten.


Bedeutet das Internet für Sie ein Neuanfang?

andre hornischer: Nein, ein neues Werkzeug. Das Internet ermöglicht den direkten Weg vom Künstler zum Betrachter ohne Zwischenschaltung von vermittelnden Medien und Kunstmarkt.


Sie suchen in Ihrem Projekt die direkte Zusammenarbeit?

andre hornischer: Ja. Ich stelle einen Pool von Bildern zur Verfügung. Die Bilder sind von zwei Autoren mit Texten versehen, die jeweils eine eigene Geschichte erzählen, also die bildnerische Aussage erweiteren, oder aber auch in das Gegenteil verwandeln. Der Besucher kann nun durch eigene Texteingabe und Bildwahl - Anordnung der Reihenfolge, Auslassungen etc. - den Pool erweitern und verändern.


Wie soll diese Poolerweiterung konkret von Ihnen realisiert werden?

andre hornischer: Zunächst warten wir mal ab, was passiert. Ich werde aus den eingehenden Texten eine Auswahl treffen und in einigen Fällen dann weitere Bilder hinzufügen, so daß sich der ursprüngliche Prozeß - nun als Reaktion - fortsetzt: work in progress. Diese Arbeitweise hat einen direkten Bezug zu meiner Arbeit als Maler.


Können Sie das bitte näher erläutern?

andre hornischer: In meinem Projekt "Module" gehe ich von einem Fundus bestehender privater Fotografien aus (Schnappschüsse, Urlaubsfotos ...). Je zehn Fotos von einer Person bilden die Vorlage zu zehn Bildern in Öl auf Leinwand jeweils im gleichen Format, unabhängig vom Format der Vorlage. Die so entstandenen Bilderserien von verschiedenen Personen werden dem jeweiligen Ausstellungsraum entsprechend kombiniert (Module) - es entsteht die Rekonstruktion einer fiktiven Person. Der Pfeil der Zeit löst sich auf, Chronologie findet nicht statt. Alles ist gleichzeitig und gleichwertig.


Alles findet gleichzeitig satt?

andre hornischer: Ja. Kabelfernsehen 30 Kanäle, 70 Fernsehshows in der Stunde, Talkshows fast minütlich, immer sehr privat, Tabus werden gebrochen, jeder wird zum Star. Über alles wird geredet und nichts ereignet sich.


... und jetzt der Herr Hornischer auch noch im Internet ...

andre hornischer: Aber ja! Unbedingt. Die Formen überleben sich, wie Fernsehen; Begriffe wie Beliebigkeit und Vielseitigkeit werden konvergent und lösen sich auf. Im Internet wird das Bedürfnis nach direkter Kommunikation eingelöst und erweitert, ein Aspekt, der in den zur Zeit geführten Politikerdiskussionen über das Netz heruntergespielt oder gar verneint wird.


Wird das Internet somit die Kunst verändern?

andre hornischer: Wir sind mittendrin.


Internet und Kunst - wie geht es weiter?

andre hornischer: Anders als bisher, nicht besser und nicht schlechter.


Herr Hornischer, wir danken Ihnen für das Gespräch.



Das Gespräch führte der Geschäftsführer von Preisler & Partner, Norbert M. Preisler


Andre Hornischer über einige seiner weiteren Arbeiten
Version vom 16. September 1996/Sven Buchholz (buchholz@preisler.de), © Andre Hornischer/Preisler & Partner